Kunst­vermittlung auf dem Berg Parnass

von Johanna G. Eder

200 km westlich von Athen liegt der Berg Parnass. In der Mythologie wohnt der Gott des Lichts und der Künste, Apollon, auf seinem Gipfel. Er ist umgeben von den neun Musen-Göttinnen, die sinnbildlich für die Künste stehen. Dort sprudelt die Quelle der Inspiration.

Was hat die KHBi4 damit zu tun?

Ist das nicht viel zu pathetisch und antiquiert?

Wir werden ja sehen…

Klettern wir also mal gemeinsam auf den Gipfel – weniger mit Pathos, als vielmehr mit dem spielerischen Entdeckergeist der Kunstvermittlung.

Bild: Wikipedia

Kunstvermittlung – das ist unser „Wanderpfad“. Das ist mit und von der Kunst lernen, von anderen Menschen und von sich selbst lernen und sich überraschen lassen, was herauskommen kann, wenn etwas miteinander in Beziehung gesetzt wird: das KloHäuschen und die Gartenlaube, die Künstler und die Betrachter, das künstlerische Werk und sein Entstehungsprozess. Letzterer ist meist sehr komplex. Er beginnt mit Ideen und Inspirationen und endet mitnichten bei der Präsentation einzelner Ergebnisse. Die kreative Reise setzt sich in den Betrachtern fort, die dem Entstehungsprozess durch ihre Teilhabe wichtige Ideen hinzufügen. Um diese Entgrenzung geht es mir bei der KHBi4.

Als ich dazu eingeladen wurde, das Kunstvermittlungsprogramm der KHBi4 zu entwickeln, war meine Freude groß! Eine Ausstellung, die von Athen Ottobrunn lernen will! Die den kreativen Prozess thematisiert! Und die offen dafür ist, dass eine kuratorische Kunstvermittlung das Konzept der Biennale mitgestaltet! Darauf habe ich total Lust! Als Kunstpädagogin habe ich mir viele Gedanken über den künstlerisch-kreativen Prozess und seine Vermittlung gemacht. In meinem Buch „HOMO CREANS – Kreativität und Kreativitätsbildung im Kontext transmedialer Kunst“ entdeckte ich fünf künstlerisch-kreative Strategien, die im Inspirationsprozess eines Kunstwerks wichtig sind:

  • Forschung
  • Spiel
  • Zufall
  • Komposition
  • Vernetzung

Nun denke ich mir also das Naheliegende: Lasst uns die fünf Quellen der künstlerisch-kreativen Inspiration bei der KHBi4 auf unterschiedliche Weise entdecken: Kunstvermittlung auf dem metaphorischen Musenhügel Parnass.

interaktive Führung „the route and the goal“

Gemeinsam erschließen wir uns die Ausstellungsorte und ihre Artefakte. Der Weg ist das Ziel. Wir lassen uns vom Unfertigen, von Fragen, vom Scheitern überraschen. Wir öffnen unsere Blicke für die Spuren dessen, was man nicht sieht. Mit Spiel, Zufall und dem forschenden Blick wird jeder Teil des kreativen Prozesses und der Inspiration.

Reisebüro – travel agency

München, Ottobrunn, Athen – das klingt nach Reisen. Auch der künstlerisch-kreative Prozess ist wie eine Reise mit verschiedenen Etappen. An interaktiven Stationen entdecken und erleben wir verschiedene Phasen des kreativen Prozesses. Wir knüpfen daran an, was die Biennale-Exponate uns anbieten und arbeiten an dieser Stelle spielerisch weiter. Wo geht die Reise hin…?

Dr. phil. Johanna G. Eder

ist Kunsthistorikerin und -pädagogin. Sie leitet die Abt. Kunstvermittlung des Diözesanmuseums Freising und arbeitet als freie Mitarbeiterin in der Kunstvermittlung der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München. Seit 2008 Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland.
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