Displaying Strategies
von Pietro Tondello
Bei der KHBi4 wird das gezeigt, was sonst nicht gezeigt würde. Daher will der Kurator das erzählen, was er sonst nicht erzählen würde. Das heißt, keine Ausstellungsbeschreibung und kein Statement, sondern zunächst, wie er auf sein Konzept überhaupt gekommen ist.
Alles hat im Sommer 2017 angefangen, einem Sommer, wo überall – Venedig, Kassel, Athen, Münster – von großer Kunst die Rede war. Da kamen das KloHäuschen und Anja auf Kerol und mich zu, um… naja, die Geschichte sollte man inzwischen schon kennen, also gleich weiter!
Auf einmal wurde ich zum Kurator der KHBi4! Große Ehre und großer Aufwand: Ich wusste gar nicht, wo ich anfangen sollte! Ich wusste aber, das KloHäuschen hat von Weltausstellungen auch nicht viel Ahnung und es muss erstmal lernen, wie das geht. Na prima: Dann lerne ich einfach mit!
Die Gelegenheit war gleich da: Am 1. August begann mein Praktikum im Florentiner Künstlerhaus Villa Romana. Südlich von München, KünstlerInnen und KuratorInnen am Werk: Besser ging’s nicht! Eines Tages zeigte mir ein Villa-Romana-Preisträger sein Werk, eine Art Vitrine, bestehend aus aufeinander gestapelten Schubladen, in denen man kleine Objekte zeigen konnte. Es ging aber um bewegliche Schubladen, und je nachdem, wie man sie positioniert hat, hat man die Objekte anders wahrgenommen: Mal von einer Seite, mal von der anderen, mal ganz auffällig, mal gar nicht sichtbar.
Und dann war’s klar: Vielleicht ist die entscheidende Frage gar nicht, was ich auf der KHBi4 ausstelle, sondern wie. Vielleicht, wenn ich selber das Kuratieren lernen möchte, macht es Sinn, den Lernprozess selbst, ja, die „Strategien“ dahinter zu thematisieren. Und so kam es zu den „Displaying Strategies“, was wörtlich so viel heißt wie „Ausstellungsstrategien“ – und zugleich „Strategien ausstellen“!
Denn was mir auf einmal klar wurde, und was ich dann auf der KHBi4 hinterfragen wollte, ist: Bei der kuratorischen Arbeit geht es immer um eine Auswahl, d.h. um die Auswahl über das, was präsentiert wird. Etwas wird gezeigt, etwas anderes nicht – sei es weil uninteressant, ungünstig, störend oder einfach nicht zum Ausstellen gedacht.
Und dabei stellen sich die spannendsten Fragen: Warum wird etwas nicht gezeigt bzw. wozu wird etwas überhaupt gezeigt? Wer hat das Recht das zu entscheiden, und nach welchen Kriterien? Ist das Betrachten von Kunst unausweichlich durch deren Präsentierung bedingt? Wenn ja, was hat das für Folgen? Und so fort.
Aber gut: Jetzt merke ich, ich formuliere doch ein Statement über die Ausstellung… Dabei mache ich also lieber Schluss und freue mich auf alles, was die KHBi4 noch zu erzählen – oder zu „nicht erzählen“ – hat!
Pietro Tondello
hat Kunstgeschichte und Philosophie in München studiert. Jetzt arbeitet er im Diözesanmuseum Freising und als wissenschaftlicher Assistent bei Frau Prof. Dr. Schulz-Hoffmann. Seit Sommer 2017 kuratiert er in Zusammenarbeit mit Kerol Montagna die „Gartenlaube der Kunst“.
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02 Mai, 2018